Das Leben ist gut auf dem Lebensgut

Um mir mal wieder die Hände richtig schmutzig zu machen und in einem internationalen Team zu arbeiten, habe ich mich im Frühjahr (2017) auf den Weg nach Pommritz ( Bautzen) gemacht.

Hier haben wir einen wunderschönen Gemüsegarten angelegt und wiedermal nur Materialien aus der näheren Umgebung genutzt.

 

Das Lebensgut wurde 20 Jahre lang von einer Kommune belebt und geleitet, nun wird es zu einem Seminar-Ort umgebaut. Die Gartenanlage und die Ländereien sind sehr groß und wurden in den letzten Jahren vernachlässigt. Daher gab es viel zu tun.

 

Hier habe ich mich das erste Mal eingehend mit dem Thema Permakultur beschäftigt. Und ich bin ganz fasziniert von den vielfältigen Eigenschaften der Natur und was diese alles für uns tun kann. Wenn man sich mit den richtigen Methoden beschäftigt kann man viel Muskelkraft sparen und der Natur die Möglichkeit geben sich innerhalb eines Systems voll zu entfalten und somit viele Aufgaben zu erfüllen. 

 

 

Auf dieser Fläche wollten wir einen Gemüsegarten Anlegen: 

 

Beim Anlegen des Gemüsegartens ging es gleich mit folgender Frage los:

 

Umgraben oder nicht umgraben? 

Im Boden lebt eine Vielzahl von Klein – und Kleinstlebewesen die dort wichtige Arbeit verrichten und ein eigenes Ökosystem erhalten. Pro Hektar gibt es im Normalfall (bei einem gesunden Boden) 25.000 kg Bodenlebewesen. Diese Bodenorganismen machen den Boden aus, daher ist das umgraben der obersten Erdschichten ein massiver Eingriff in dieses Ökosystem und nicht von Vorteil für einen gesunden Garten.

 

Was sind die alternativen?

Es gibt alternativen die sicherlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber sehr erfolgreich sind und positiv für den Boden:

 

Mulchen

Beim Mulchen wird der Boden mit pflanzlichen Ernteresten aber auch jeglichem anderen organischen Material, das ohne schädliche Rückstände verrottet, abgedeckt. Diese kostengünstige Variante des Recycling organischer Materialien mit düngender Wirkung erfüllt die Forderungen der nachhaltigen, ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft und kann technisch als Oberflächenkompostierung bezeichnet werden, deren natürliches Vorbild wiederum der Wald ist.

 

Leider hatten wir nicht so viel Zeit, also haben wir mühsam den lehmigen Boden aufgelockert und die Grasnarbe entfernt. Danach müssten wir Unmengen von Sand und Kompost einarbeiten damit der Boden durchlässig und fruchtbar wird. 

 

Geeignete Mulch Materialien kann man in jedem Garten finden:

 

·        Küchenabfälle, roh und ungekocht, Gemüsereste

·        Stickstoffhaltige Wildkräuter, wie Brennnesseln und vor allem Beinwell haben gute Düngewirkung.

·        Gründüngung, im Herbst ausgesäte Pflanzen die helfen den Boden zu lockern, friert im Winter zurück; Leguminosen (Lupine, Wicke, Klee) verbleiben mit den Wurzeln im Boden (stickstoffbindende Knöllchenbakterien).

·        Rasenschnitt und andere saftreiche Materialien sollten vor Ausbringung welken und leicht antrocknen.

·        kleingehäckselter Heckenschnitt

·        Grobkompost

·        Rindenmulch unter Bäumen und Sträuchern

·        Stroh eignet sich hervorragend in dicker Deckschicht, zehrt aber bei der Verrottung Stickstoff aus dem Boden und sollte durch Kompost, Hornmehl etc. ergänzt werden.

·        Pappe, Papier, Teppiche und Textilien ohne Kunstfasern sind grundsätzlich ebenfalls geeignet.

 

Keine Verwendung finden sollten auslaufende Unkräuter wie Quecke oder Giersch, da sie die Beete aufgrund ihrer Wuchskraft und Regenerationsfähigkeit „erobern" könnten.

 

Mit den oben genannten Materialien sollte eine dicke Schicht auf das Stück Land aufgelegt werden. Pappen und Papiere können ganz unten liegen und dann mit Mist, Organischem Material bedeckt werden, zum Schluss kann man eine Schicht Blätter oder Waldboden auftragen. Dann hat man z.B. nach dem Winter ein wunderbar vorbereitetes Stück Land und kann mit dem Anbauen loslegen. 

 

Vor der Aussaat sollte der Mulch für einige Tage entfernt werden, damit sich der Boden aufwärmen kann. Saatreihen und Pflanzensetzlinge dürfen nicht vom Mulch bedeckt sein, da Keimung und Anwachsen sonst behindert werden. Haben sich kräftige Blätter ausgebildet, kann der umgebende Boden mit Mulch abgedeckt werden. Mulchen mit Beinwell, Rainfarn, Farnkraut und anderen Kräutern fördert die Bodengesundung. 

 

In unserem Fall haben wir die Erde eine Woche ruhen lassen, nachdem Kompost und Sand eingearbeitet waren. So konnten sich die Bodenlebewesen neu Sortieren und der Boden zur Ruhe kommen. 

 

Die Vorteile des Mulchens gegenüber dem Umgraben:

 

·     Der Boden wird vor Austrocknung geschützt; bei starkem Regen "verschlämmt" er nicht, was oft zur Verkrustung führt.

·        Unter der Mulch Schicht hält sich eine gute Bodenfeuchtigkeit. In trockenen Sommern können „Mulch-Gärtner" sehr viel Wasser sparen.

·        Mulch fördert das Bodenleben. Durch einen hohen Anteil von gesunden Bodenlebewesen wird viel  organischer Dünger produziert und Mineralstoffe bereitgestellt.

·        Regenwürmer und andere Helfer durchwühlen und lockern den Boden, indem sie sich durch Dreck und Pflanzenreste fressen und dabei in ihrem Darm die wichtigen Ton-Humus-Komplexe bilden und diese ausscheiden.

·        Eine dichte Mulchschicht, die in ihrem unteren Teil in eine Rotteschicht übergeht, hindert weitgehend das Aufkommen unerwünschter Beikräuter.

·        Mulchen spart Arbeit und Geld. Sein Anblick ist u.U. gewöhnungsbedürftig, weil es als „unordentlich" und „unschön" empfunden wird und nicht wenige Zeitgenossen hinter einem solchen Garten missbilligend einen faulen Gärtner vermuten. Mulch-Gärtner sind im Gegenteil fleißige Beobachter, die vom Vorbild der Natur lernen.

 

Mit der Hilfe von vielen tollen Menschen haben wir einen wunderschönen, naturbelassenen Gemüsegarten gebaut. Leider musste ich zurück an meinen Schreibtisch bevor all unsere schönen Mischkulturen herangewachsen sind. www.lebensgut.de